
Stell Dir vor, Du setzt Dich voller Vorfreude auf Dein Kissen, schließt die Augen – und nach zwei Minuten kribbelt das Bein, der Rücken spannt, der Nacken zieht. Statt Ruhe entsteht Frust. Genau hier entscheidet sich, ob Du weiter meditierst oder lieber wieder aufstehst. Dein Sitz ist nicht Nebensache, sondern Schlüssel für Deine Praxis.
Damit Dein Sitz Dich wirklich trägt, lohnt es sich, drei typische Stolpersteine anzuschauen – sie sind oft der wahre Grund, warum Meditation abgebrochen wird. Danach verrate ich Dir meine ganz persönlichen Tipps aus meiner eigenen Meditationspraxis.
Stolperstein Nr. 1: Du denkst, Meditation geht nur im Sitzen
Natürlich kannst Du auch im Liegen, im Gehen oder sogar im Stehen meditieren. Aber: Im Sitzen fällt es den meisten leichter, aufmerksam zu bleiben. Im Liegen gleitet der Körper schnell in den Schlafmodus und beim Gehen ist die Ablenkung recht groß.
Der Sitz bietet daher die beste Balance zwischen Ruhe und Wachheit – aber er ist nicht der einzige Weg.
Stolperstein Nr. 2: Du glaubst, es muss der Schneidersitz sein
Der Schneidersitz gilt für viele als ‚echter‘ Meditationssitz – und auch ich liebe ihn. Doch gleichzeitig schreckt diese Haltung viele Meditationsneugierige ab, weil sie Knie-, Hüft- oder Rückenprobleme kaum berücksichtigt. Und zudem kann es bei einer nicht passenden Sitzhaltung auch einfach sehr anstrengend werden – wie Du dies vermeiden kannst, verrate ich Dir später.
Eine ebenso gute Wahl ist ein Stuhl, bei dem beide Füße fest auf dem Boden stehen. Auch ein Meditationsbänkchen oder ein höheres Kissen entlasten Gelenke und ermöglichen eine aufrechte, stabile Haltung. Entscheidend ist nicht, wie Deine Beine liegen – sondern dass Du entspannt und aufmerksam bleiben kannst.
Dein Körper entscheidet, nicht das Weltbild.
Stolperstein Nr. 3: Du meinst, Du darfst Dich nicht bewegen
Das ist der Klassiker schlechthin – und auch ich habe selbst lange gebraucht, um es zu verstehen. In manchen Retreats wird Bewegung verboten, was enormen Druck erzeugt. Nach einer Viertelstunde kannst Du Dich kaum noch auf Deine Praxis konzentrieren, weil Dein Bein schreit oder es einfach richtig unbequem wird.
Der Kern der Meditationspraxis ist Achtsamkeit – und dies bedeutet auch, auf Deinen Körper zu hören. Wenn es unbequem wird, richte Dich neu aus. Bewege Deine Beine, lehne Dich an, ändere die Haltung.
Meditation ist keine Strafe – sondern Übung in Präsenz.
So machst Du Deinen Sitz zur Basis für eine stabile Praxis
Jetzt, wo die Stolpersteine klar sind, lass uns anschauen, wie Du wirklich entspannt sitzen kannst – hier meine wichtigsten Tipps aus meiner ganz eigenen Meditationspraxis:
- Wähle Deinen Platz bewusst: Ob Stuhl, Meditationsbank, Meditationskissen, Couch oder Bett – wähle, was Deinem Körper gerade gut tut. Dies kann sich je nach Tagesform ändern. Nimm Dir zu Beginn Deiner Praxis ein paar Momente Zeit, um reinzufühlen, ob der gewählte Platz und die Haltung, das ist, was Dich gerade unterstützen und was Dein Körper tragen kann. Wenn Du zu Hause meditierst, erlaube Dir gerne, diesen Platz auch noch einmal zu wechseln. Gerade an etwas anstrengenden Tagen spüre ich bei meiner Lieblingsmeditationshaltung auf meinem Kissen, dass mein Körper mehr Unterstützung braucht. Ich wechsel dann entweder in meinen Sessel oder lege mich einfach auch auf die Couch. Gehe liebevoll mit Dir und Deinem Körper um.
- Erlaube Dir kleine Bewegungen: Wenn ein Bein einschläft oder der Rücken zieht, verändere gerne Deine Haltung. Und wenn Du in einer Gruppe meditierst und Sorge hast, dass ein Umsetzen, die anderen stören könnte, dann mache daraus eine ganz eigene Achtsamkeitseinheit. Denn Du kannst Deine Haltung so sanft und langsam ändern, dass es für andere im Raum kaum hörbar ist. Und so kannst Du gleich zwei Dingen den Raum schenken: Deinen Körper eine angenehmere Haltung und Deinem Geist eine Präsenzeinheit.
- Nutze kleine Hilfen: Decke, Kissen oder eine sanfte Lehne können Wunder wirken. Ich persönlich kann gar nicht mehr ohne eine Decke unter meinem rechten Knie meditieren. Irgendwie lässt meine Hüfte nicht zu, dass dieses Knie auf dem Boden ruht. Und so tut ein Kissen als Kontaktersatz wahre Wunder.
Meditieren im Schneidersitz – worauf Du achten solltest
Und falls Du den Schneidersitz so sehr liebst wie ich, kommt hier eine kleine Anleitung, die es noch bequemer machen könnte:
1. Setze Dich in den Schneidersitz
2. Verlagere Dein Gewicht kurz auf Deine Knie und schiebe Dein Kissen so unter Dein Becken, dass es im Sitzen leicht nach vorne kippt. Das richtet Deine Wirbelsäule automatisch auf und Du musst weniger Körperspannung für eine aufrechte Haltung aufwenden.
3. Lege Deine Füße entspannt voreinander ab, so, dass die Fersen voreinander ungefähr mittig vor Deinem Körper ausgerichtet sind.
4. Fühle nun einmal in Deinen Körper rein, wo es vielleicht noch etwas Unterstützung braucht, damit Du bequem sitzen kannst. Meditationserfahrene erkennst Du meist daran, dass sie etwas länger brauchen, um sich auf ihren Meditationskissen einzurichten. Sie haben bereits ein gutes Gespür, wo der Körper zusätzlichen Halt benötigt. So nutzen sie Kissen oder Decken, um die Knie gut ablegen zu können oder auch das Becken auszubalancieren.
5. Lege Deine Hände so ab, wie es sich für Dich stimmig anfühlt – auf den Beinen (geerdet), mit geöffneten Handflächen (empfangend) oder in einem Mudra (fokussiert).
Am Ende zählt nicht, wie Du sitzt…
sondern dass Du Dich wohlfühlst.
Es gibt bereits genug Druck und Erwartungshaltungen im Leben. Diese brauchen wir nicht auch noch, wenn wir uns etwas Gutes tun wollen.
Meditation lehrt uns, achtsam mit uns selbst, unserem Körper und unseren Bedürfnissen umzugehen. Warum also nicht auch beim Meditationssitz? Ich lade Dich ein, alle starren Regeln und Erwartungen hinter Dir zu lassen und Deinen ganz eigenen Sitz zu finden. Einen Sitz, der bequem ist und der Dich tief in Deine Meditationspraxis eintauchen lässt.
Meine Tipps sollen Dir helfen, genau diese wohltuende Haltung zu erforschen und zu entdecken. Nimm Dir dafür gerne mehrere Einheiten bewusst Zeit und mache daraus eine ganz eigene Praxis und erforsche in Deiner Meditationszeit Deine Haltung und deren Wirkung. Ich wünsche Dir dabei ganz viel Neugier und Freude!
Wenn Du Lust hast, neben Deiner Sitzhaltung auch Deine Meditationspraxis zu finden: In meinem Meditationskurs in Düsseldorf tauchen wir ein in verschiedene Techniken und deren Wirkungen – live, alltagstauglich und in einer unterstützenden Gruppe. Sei dabei und sicherer Dir jetzt Deinen Platz:

Sabrina - Die Stille Botschafterin
begleitet Menschen dabei, den Lärm des Alltags hinter sich zu lassen und in die heilsame Kraft der Stille einzutauchen. In ihren Retreats & Events entsteht ein Raum, in dem Achtsamkeit, Ruhe und innere Klarheit wachsen dürfen – ein Ort, an dem die Stille Raum für das Wesentliche schenkt.